--- [Archive] Day of Humanities / Tag der Geisteswissenschaften 14 October 2022 ---
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Ärgernisse in Aleppo. Konflikte und enttäuschte Erwartungen bei der Armenischen Mission der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, 1921–1928
Die von 1921–1928 andauernde Armenische Mission der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage (nachfolgend: LDS; umgangssprachlich: Mormonen) war eine vornehmlich humanitäre Betreuung armenischer Konvertiten des ehemaligen Osmanischen Reichs aus der Zeit der vorangegangenen Türkischen Mission (1884–1909), welche nach der Zerstreuung durch Krieg und Genozid größtenteils als Flüchtlinge in Aleppo versammelt und durch die LDS Missionare Joseph Wilford Booth und seine Ehefrau und Missionarin Mary Rebecca Booth betreut wurden.
Das Dissertationsprojekts widmet sich hierbei im Speziellen der Vielzahl alltäglicher Streits und Ärgernisse, die das Zusammenleben der Missionare und Gemeindemitglieder vor Ort maßgeblich bestimmten, welche gemeinsam in lokalen Karawansereien eng zusammenlebten. Neben der Frage nach Ursprüngen und Verlauf der Streits geht es hierbei überdies auch um die Wahrnehmung der jeweiligen Situationen durch die Missionare, deren Tagebücher die primären Quellen für die Untersuchung darstellen, wobei ferner auch die Reaktionen selbiger auf Streitfälle und der Umgang mit problematischem Verhalten eine essentielle Rolle spielen. Neben den konkreten Streits betrachtet die Dissertation überdies auch Fälle enttäuschter Erwartungen der Missionare vor allem im Bezug auf spezielle Regeln des LDS Glaubens wie den Verzicht auf Alkohol und Tabak sowie das Halten des LDS Sabbats nebst weiteren Problemfeldern.
Das Ziel ist es auch hierbei einerseits die Entwicklung und die Umstände der Problemsituationen zu erfassen und andererseits sowohl deren Wahrnehmung und dem Umgang mit ebenjenen seitens der Missionare sowie deren Reaktionen und auch den diesbezüglichen Langzeitwirkungen für das Gemeindeleben Rechnung zu tragen, wobei insbesondere die LDS spezifischen Erwartungen überdies in den historischen Kontext der LDS Geschichte eingeordnet werden.
Der Oberhausener Jan Martin Bindemann befasste sich während seines Studiums der Geschichte und Christlichen Studien an der Universität Duisburg-Essen wann immer möglich mit der Begegnung zwischen Menschen verschiedener Herkunft und Religion und spezialisierte sich hierbei während seines Masterstudiums auf die Geschichte und Missionsarbeit der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wie etwa in seiner Dissertation über die Streitthemen und Probleme der Armenischen Mission der Kirche im Aleppo der 1920er Jahre. Das Thema seiner Masterarbeit ‒ die Wahrnehmung indigener Hawai'ianer durch den Missionar George Q. Cannon ‒ soll in Zukunft in einem umfangreicheren Forschungsprojekt auf weitere Missionare ausgeweitet werden.
Symbolic Buildings and Spatial Calamity in Eric Drooker's Flood! A Novel in Pictures (1992)
Cynical urban settings are a staple in graphic narratives. Prominent examples are: the macabre world of Winsor McCay's Little Nemo in Slumberland (1905); Frans Masereel's depressing metropolis in The City (1925), and Ben Katcheor's sarcastic Julius Knippl: Real Estate Photographer (1996). These graphic narratives demonstrate the ways in which architectural cityscapes can function as narrative, creating not just setting but also scene, mood, and an implied story line. Similarly, Eric Drooker has drawn an entire city in Flood! A Novel in Pictures (1992), that is, New York: skylines, residential buildings, mixed-used structures, the New York Subway and landscape architecture of public spaces. Using buildings in his works show that they are not static entities whose only purpose is to fill up the panel. Instead, buildings in Flood! function as geographic markers that create a signature imaginary space. Landmarks such as the Empire State building or the Chrysler building refer to American capitalism and power. Secondly, buildings as markers of everyday life function as an expressive syntax that points to societal issues such as housing affordability and social inequities. Finally, buildings serve as a way to highlight anxiety and expose vulnerability of the individual in a city. They underpin paradox between desired city life; and the anonymity and loneliness of modern city life. It becomes evident in the interaction between the male protagonist and the city, that almost every building is connected to a spatial calamity that negatively affects him, ultimately leaving him in a perilous position.
Zohra Hassan-Pieper completed both her Bachelor's degree Anglophone Studies and German Studies; and her Master's degree Anglophone Studies and Literary and Media Studies (LuM), with a focus in literature, media studies and postcolonial studies at the University of Duisburg-Essen. In her Master's thesis "The Oprah Phenomenon: Redemption and Self-Improvement in Oprah's Next Chapter", she argues that the endorsement of exuberant self-examination and redemption in Winfrey's shows is connected to the revivalist ethic that resonates with the religious history of North America. Her research interests include: narrative theory, representations of Muslim Othering, and interdisciplinary approaches to race and ethnicity.
"Der Mensch ohne Eigenschaften": (Nicht-)Identität und Fremdheit in Terézia Moras Alle Tage (2004)
"Deutschland hat ein Thema: Die Identitätsdebatte". Die Ursache dieser Diagnose aus der Sendung Titel, Thesen, Temperamente vom 25.4.2021 könnte darin liegen, dass das westliche Subjekt unter einem prekär gewordenen Ich leidet. Prekär ist Identität heute vor allem aus zwei Gründen: Das Subjekt befindet sich erstens im Spannungsfeld von dem Wunsch nach Anerkennung als 'normales' Individuum und dem normativen Zwang nach Individualität. Erschwert wird die Identitätskonstruktion zweitens durch nach wie vor vorherrschende binäre Ordnungslogiken wie Eigenes und Fremdes, die der Komplexität der Wirklichkeit nicht gerecht werden. Wie der omnipräsente Diskurs um die personale Identität eines Subjekts in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur verhandelt und interdiskursiv vermittelt wird, ist Thema meiner Dissertation. Meine These: Immer mehr Gegenwartsromane setzen auf Verfremdungstechniken wie surreale literarische Verfahren, um wie mit einem Brennglas die Symptomatiken eines 'prekären Ichs' aufzuzeigen.
Terézia Moras Roman Alle Tage (2004) ist ein Beispiel für die oben dargelegte These. Moras Hauptfigur Abel Nema steht für das prekäre Ich in einer globalisierten Gesellschaft. Abel verkörpert ein scheinbar geschlechtsloses Wesen ohne erkennbaren ethnischen oder kulturellen Hintergrund, was seine Gegenüber in eine irritierende Lage versetzt: Es gelingt ihnen nicht, in ihm das kulturelle Andere (Reckwitz 2012) zu sehen, das es für ihre eigene Identitätskonstruktion braucht. Abels Nicht-Identität wird zum Problem für ihn selbst, aber auch für sein Umfeld. Ich möchte in meinem Vortrag aufzeigen, wie Alle Tage den Mechanismus von Selbst- und Fremdkonstruktion, der in unserer Gesellschaft alltäglich und unhinterfragt angewendet wird, durch surreale Verfahrensweisen verfremdet und ihn dadurch interdiskursiv als problematisch und potenziell tödlich enttarnt.
Marie Kramp, M.A.: Studium der Germanistik/Anglistik in Bochum sowie Sprache und Kultur/Literatur und Medienpraxis in Essen. Laufende Promotion an der UDE zum Thema "Surreale Gegenwart? ‒ Eine interdiskursive Untersuchung von Identitätsreflexionen in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur". Vortrag zum Thema "Körperlichkeit und Identität ‒ genderbedingte intrapersonale Fremdheit in Svealena Kutschkes Etwas Kleines gut versiegeln" an der UDE (11.08.2018) sowie Vortrag unter dem Titel "Beginnen will ich immer von neuem": Der Sisyphos-Mythos als Kollektivsymbol für Sinn (und Widersinn) von Arbeit in Angelika Meiers Osmo an der UDE (15.09.2022). Mitherausgeberin des Sammelbands "Ästhetische und diskursive Strategien zur Darstellung von Arbeit(swelten) in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur" (2023). Weitere Forschungsinteressen liegen in literarischen Techniken zur Verzeitlichung von Gegenwart und der interdisziplinären Verknüpfung von Literatur- mit den Sozial- und Kulturwissenschaften.
CoStaPo ‒ die Genese eines inzivilen Begriffs in der reaktanten Telegramgruppe Freie Sachsen
In aufgeheizten politischen Onlinediskussionen wird Unfreundlichkeit meist dann ein Problem, wenn Diskursteilnehmende Kommentarbeiträge verfassen, die sich dysfunktional zur Demokratie verhalten, andere Personen ausschließen oder zu Gewalt aufrufen. Solche inzivilen Handlungen stellen für eine demokratische Gesellschaft insofern eine Gefahr dar, da nicht nur die durch die Beiträge bedrohten Ziele betroffen sind, sondern auch (passive) Diskussionsteilnehmende in ihrer Wahrnehmung negativ beeinflusst werden. Da soziale Normen im interaktionalen Prozess verhandelt werden und Menschen ihr Handeln stets mit dem der anderen abstimmen, kann dies schließlich dazu führen, dass sich Mitglieder einer sogenannten Filterblase gegenseitig in ihren Ansichten bestärken und sich wechselseitig radikalisieren. Eine Plattform für solche Filterblasen stellt der Dienst Telegram bereit. Hier finden sich unter anderem Personen in Gruppen zusammen, die sich reaktant zu den Coronaschutzmaßnahmen positionieren. Im Zuge einer solchen Positionierung werden in den Telegramgruppen Begriffe konstruiert, mit denen sich Mitglieder dieser Gruppen inhaltlich synchronisieren können. Der vorliegende Beitrag geht einem dieser Begriffsentwicklungen nach und untersucht, wie die Betreiber:innen der Telegramgruppe Freie Sachsen den Begriff "CoStaPo" ('Corona-Staatspolizei') als reaktante Widerstandshandlung entwickeln. Dazu werden sowohl die Beiträge der Betreiber:innen als auch die dazugehörenden Kommentare der Nutzer:innen untersucht.
Der Vortrag zeigt, dass demokratie- und staatsfeindliche Einstellungen prozessgebunden sind und interaktiv ausgehandelt werden. Damit leistet er einen Beitrag zur Radikalisierungsforschung, indem Hinweise darauf geliefert werden, wie sich Teile der deutschen Bevölkerung im Zuge der Coronapandemie radikalisieren konnten.
Dr. Maximilian Krug ist Postdoc am Institut für Kommunikationswissenschaft. In seiner aktuellen Forschung beleuchtet er die Ordnungsstrukturen von Konflikten in interpersonaler Kommunikation. Dazu untersucht er auf der einen Seite Ablehnungen und Widerstand in multimodaler Face-to-Face-Interaktion und betrachtet auf der anderen Seite Inzivilität und Reaktanz in der Onlinekommunikation. Darüber hinaus beschäftigt er sich mit Wissenschaftskommunikation und stellt sich die Frage, wie wissenschaftliche Erkenntnisse sinnvoll für die Öffentlichkeit aufbereitet werden können.
Plurale Kurator*innenschaft ‒ Kuratieren als relationale Praxis
Die documenta fifteen in Kassel zeigt, dass mit der Besetzung der kuratorischen Leitung durch das Kollektiv ruangrupa ‒ anstelle einer bisher gewählten Einzelperson ‒ Potenziale für konvivialistische Arbeitsformen gesehen werden, welche die eurozentrisch geprägte Institution mehrebnen konfrontieren sowie das westliche Kunstmarktsystem herausfordern sollen. Zwangsläufig stellen sich Fragen nach Hierarchie, Macht und ‒ wie die derzeitige Antisemitimus-Debatte zeigt ‒ die Frage nach der Verantwortung sowie Chancen und Risiken kollektiven Kuratierens.
Die Dissertation widmet sich den Mikrostrukturen kuratierender Konstellationen, welche als multidimensional, sich relational bedingend und im Prozess werdend betrachtet werden. Der Begriff Kollektivität erfährt darüber eine Erweiterung und gleichsam bewusste Abgrenzung von dem Begriff des Kollektivs, welcher aus einer neomaterialistischen Perspektive als eine Form unter vielen Konstellationsmöglichkeiten ohne Zentrum verstanden wird. Theoretische Grundlage dafür bieten der erweiterte Kunstbegriff nach Nicholas Borriaud in "Relationale Ästhetik", der kritisch kuratorische Ansatz des "Becoming Research" nach Irit Rogoff sowie neomaterielle Ansätze nach Karen Barad u.a. Daraus soll eine kritische Diskursanalyse durchgeführt werden in Anlehnung an die Grounded Theory wie sie die Soziologin Kerstin Meißner in ihrem Werk "Relational Becoming" vorschlägt.
Über die Erarbeitung ausgewählter Hypothesen zum kollektiven Kuratieren sollen die kuratorischen Konzepte der documenta fifteen sowie voraussichtlich die der 12. Berlin Biennale für zeitgenössische Kunst ‒ kuratiert von dem Kurator Kader Attia ‒ exemplarisch untersucht werden. Ziel ist es aus den gewonnenen Erkenntnissen einen praxisfokussierten und sozial integrierten kuratorischen Begriff zu entwickeln, um darüber methodische Ansätze für die Praxis kollektiven Kuratierens zu entwerfen.
Im Rahmen der Tagung werden erste Forschungsergebnisse vorgetragen und mithilfe ausgewählter Materialien der documenta fifteen sowie der 12. BB erfahrbar gemacht.
Manuela Mehrwald (*1991, polnisch_deutsch) bewegt sich zwischen künstlerischer Theorie & Praxis. Sie untersucht und erprobt immaterielle Strukturen innerhalb gemeinschaftlicher Kreationsprozesse hinsichtlich ihres relational transformierenden Potenzials. 2019 vertiefte sie gemeinsam mit der Kuratorin Lisa Long in der JULIA STOSCHEK COLLECTION, Düsseldorf/Berlin ihre Forschung zu Critical Curatorial Studies, fokussiert auf feministische und post-koloniale Theorien. Im letzten Jahr war sie Teil des künstlerischen Projekts LIVING WITH RUINS, Naturtheater Naxos, Frankfurt und erforscht seit dem sozio-politische Alternativen neomaterieller Ansätze mithilfe künstlerischer Strategien, deren Ergebnisse sie zuletzt bei der Konferenz On Bio-Futures for Transplanetary Habitats, Newcastle, in Kollaboration mit ihrer Kollegin Anna Pomyalova präsentierte.
Die hoch- und niederdeutschen Literaturvorlagen der "Kinder- und Hausmärchen" sowie Art, Umfang und Ziele ihrer philologischen Bearbeitung durch die Brüder Grimm
Mehrsprachige Sprachenkonstellationen in der Pflege - Gespräche zwischen Patient*innen und spanischsprachigen Pflegekräften aus Mexiko - eine diskursanalytische Untersuchung
Die hoch- und niederdeutschen Literaturvorlagen der "Kinder- und Hausmärchen" sowie Art, Umfang und Ziele ihrer philologischen Bearbeitung durch die Brüder Grimm
Im Rahmen einer Dissertation soll untersucht werden, inwieweit und zu welchem Zwecke die Brüder Jacob und Wilhelm Grimm literarische Vorlagen der von ihnen gesammelten "Kinder- und Hausmärchen" philologisch überarbeiteten.
Etwa ein Drittel der insgesamt 200 Texte der weltberühmten Märchensammlung lassen sich laut Heinz Rölleke (2004) auf schriftliche Quellen aus dem Mittelalter bzw. der (frühen) Neu- zeit zurückführen. Diese Literaturvorlagen sollen im Hinblick auf Art, Umfang und Ziele der Grimmschen Textbearbeitung mit den jeweiligen Märchen detailliert verglichen werden, sodass herausgestellt werden kann, auf welche Weise, in welchem Ausmaße und mit welchen Intentionen die Brüder Grimm in die hoch- und niederdeutschen Texte, die ihnen vorlagen, redaktionell eingriffen und diese somit mehr oder weniger veränderten. Daraus sollen wiederum weiterführende Erkenntnisse über die Vorstellungen der Grimms von (mündlich tradierter) Volkspoesie sowie über die charakteristischen Merkmale der "Märchengattung Grimm" abgeleitet werden.
Nach synoptischer Gegenüberstellung von literarischer Vorlage und Grimmschem Märchen soll für die jeweiligen Schriften ein umfassender "Wort-für-Wort-Textvergleich" erfolgen; die Auswertungsergebnisse der angestrebten Gesamtuntersuchung sollen grundsätzlich Aufschluss über die philologische Bearbeitungspraxis der Brüder Grimm in Bezug auf ihre Märchentextgenese geben.
Jörg Czarnetzki (geboren 1991 in Gelsenkirchen); 2010 bis 2016: Studium der Fächer Biologie, Deutsch und Erziehungswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen (Lehramt an Gymnasien und Gesamtschulen); 2016: Erste Staatsprüfung; 2018: Zweite Staatsprüfung; seit 2019: Studienrat für die Unterrichtsfächer Biologie und Deutsch an einem Gymnasium im Kreis Mettmann. Das vorgestellte Forschungsprojekt wird im Rahmen einer Promotion/Dissertation im Fach Germanistik durchgeführt und von Frau PD Dr. Simone Loleit betreut.
Nachnutzung multimedialer Sprachkorpora als Ressourcen der Unterstützten Kommunikation
Elektronische Kommunikationshilfen werden von Menschen mit Sprachbeeinträchtigungen zur Interaktion genutzt. Durch die Nutzung und Auswertung multimodaler Korpusdaten können einfache elektronische Kommunikationshilfen, Communication boards, erstellt werden. Vorteile bestehen bei diesem Vorgehen vor allem darin, dass an bestimmte Situationen angepasste Boards (zum Beispiel Unterrichtssituationen) durch die Auswertung der Metadaten der Korpora erstellt werden können. Diese Boards können dann durch die Nutzung des Open Board Formats frei zur Verfügung gestellt und in unterschiedliche Kommunikationshilfen importiert werden. Beispielhaft wird das FOLK-Korpus (Forschungs- und Lehrkorpus Gesprochenes Deutsch) der Datenbank für Gesprochenes Deutsch genutzt um situationsbezogene Kommunikationstafeln zu erstellen. Besonders die Nutzung von Metadaten zur Erstellung spezifischer Boards und die Nachhaltigkeit und -nutzbarkeit der verwendeten Methode werden in den Fokus gestellt.
Anne Ferger ( orcid.org/0000-0002-1382-2658 ) Forschungsschwerpunkte: Korpuslinguistik, Forschungsdatenmanagement, Computerlinguistik, Digital Humanities, nachhaltige Softwareentwicklung Aktuell Mitarbeit in einem Data Reuse Projekt des Arbeitsbereichs Multimodale Kommunikation, Soziale Interaktion & Technologie bei Prof. Dr. Karola Pitsch im Institut für Kommunikationswissenschaft an der Universität Duisburg-Essen, außerdem Mitarbeit beim Projekt NFDI4Culture an der Universität Paderborn im Bereich Musikwissenschaft und nachhaltige Softwareentwicklung.
Mehrsprachige Sprachenkonstellationen in der Pflege ‒ Gespräche zwischen Patient*innen und spanischsprachigen Pflegekräften aus Mexiko ‒ eine diskursanalytische Untersuchung
Der demografische Wandel hat in Deutschland bereits zu einem Fachkräftemangel in der Gesundheits- und Krankenpflege geführt. Um diesem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, werden mittlerweile verstärkt Pflegekräfte aus anderen Ländern rekrutiert und seit einigen Jahren auch zunehmend aus Mexiko. Bedingt durch diese Entwicklung nehmen mehrsprachige Sprachenkonstellationen in der Pflege zu. Die berufliche Tätigkeit der neu zugewanderten Pflegekräfte geht – insbesondere in der Interaktion mit Patient*innen – mit hohen sprachlich- kommunikativen Anforderungen einher, die innerhalb kürzester Zeit erfüllt werden müssen. DasDissertationsvorhaben zielt daher auf eine Untersuchung von Pflege-Patient*in-Kommunikation (PPK) in mehrsprachigen Sprachenkonstellationen mit Spanisch L1-Pflegekräften aus Mexiko ab. Hierfür werden Beobachtungs- und Gesprächsdaten aus zwei Datenerhebungen in Mexiko und in Deutschland funktional-pragmatisch analysiert und in Bezug auf sprachlich-kommunikative und institutionelle Aspekte miteinander verglichen. Es gilt zu untersuchen, wie Pflegekräfte aus Mexiko mit ihren Patient*innen in Deutschland sprechen und welche Rolle dabei ihr berufssprachliches Vorwissen aus Mexiko spielt, um Sprachkurse für neu zugewanderte Pflegekräfte weiter auszubauen.
Rebekka Heil hat Spanisch, Französisch und Didaktik des Deutschen als Zweitsprache für das Lehramt an Gymnasien an der Ludwig-Maximilians-Universität München studiert und im Anschluss ihr Zweites Staatsexamen in Düsseldorf an einem Weiterbildungskolleg und einem Gymnasium absolviert. Seit 06/2021 arbeitet und promoviert sie am Institut für Deutsch als Zweit- und Fremdsprache der Universität Duisburg-Essen. Sie wirkt im Projekt "ProDaZ – Deutsch als Zweitsprache in allen Fächern" mit und entwickelt Unterrichtskonzepte zum sprachlichen Lernen in der beruflichen Bildung mit dem Schwerpunkt auf pflegerischen Fächern. In ihrem Promotionsprojekt forscht sie zu spanischsprachigen Pflegekräften aus Mexiko, die in ihrem Beruf Deutsch als Zweitsprache sprechen.
Anonymisierungsverfahren in der Interaktionsforschung
In diesem Projekt evaluieren wir u.a. die Robustheit verschiedener, häufig verwendeter Verfahren für die Anonymisierung von menschlichen Gesichtern in Bild- und Videodaten. Die Anonymisierung von Bild-, Video- und Audiodaten ist oft eine zwingende Voraussetzung für die Veröffentlichung von Interaktionsdatensätzen als "Open Data". Je nach Anonymisierungsmethode kann es allerdings zu Kompromissen zwischen der Anonymisierungsstärke und der gewünschten Erhaltung von sozial relevanten Stimuli (z.B. Blickbewegungen, Gesichtsausdruck, Kopfhaltung) kommen. In dem vorgestellten Poster haben wir daher untersucht, ob - und in welchem Umfang - KI-basierte Gesichtserkennung in der Lage ist, 1. menschliche Gesichter in anonymisierten Bildern zu lokalisieren und 2. diesen Gesichtern die jeweils richtige Person aus einer Datenbank zuzuorden (Deanonymisierung).
Dr. André Frank Krause ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule Rhein-Waal und der Universität Essen. Er ist Informatiker und Data-Scientist mit mehrjähriger Erfahrung in Scientific Computing, Computer Vision und maschinellem Lernen mit einem starken Fokus auf Open-Source-Lösungen. Er forscht in den Bereichen Eye-Tracking, kognitive Modellierung mit neuronalen Netzen und Mixed-Reality Lösungen und besitzt Lehrerfahrung in den Bereichen Neurophysiologie, neuronale Netze und Programmiersprachen.
Habituell-handlungsleitende Orientierungen angehender Lehrkräfte in Kontexten inklusiver Sprachbildung ‒ Eine rekonstruktive Perspektive auf Handlungskompetenz im Bereich sprachlicher Vielfalt
Das interdisziplinär gedachte Promotionsprojekt dient der Verknüpfung der Bereiche Deutsch als Zweitsprache im Bereich Mehrsprachigkeit, der Heterogenitäts- sowie Inklusionsforschung in der Schnittstelle einer Inklusiven Sprachbildung. Neben dem systematischen In-Beziehung- Setzen der übergreifenden Forschungsbereiche (vgl. u.a. Rödel/Simon 2019, Riemer 2017), geht es vor allem um die Erforschung von Handlungskompetenz angehender Lehrkräfte in umschriebener Schnittstelle im Hinblick auf eine erweiterte Professionalisierung. Konkret wird im Sinne eines komplexen Kompetenzverständnisses (vgl. Kaufhold 2006) erforscht, welche habituell-handlungsleitenden Orientierungen sich bei angehenden Lehrkräften der Sekundarstufe 1 (Lehramt HRSGe) in exemplarischen Situationen des inklusiv- sprachbildenden Schulalltags rekonstruieren und typisieren lassen. Dabei stellen empirisch entwickelte Fallvignetten (vgl. u.a. Sander 2017, Paseka/Hinzke 2014) der inklusiven Schulpraxis Ausgangspunkt von fokussiert-teilnarrativen Interviews (vgl. Helfferich 2019, Przyborski/Wohlrab-Sahr 2014) dar. Anhand der gewonnenen Interviewdaten wird aktuell abschließend analysiert, auf welche expliziten und impliziten Wissensstrukturen die angehenden Lehrkräfte zurückgreifen, welche handlungsleitenden Orientierungen sich im Sinne einer relationalen Typenbildung übergreifend rekonstruieren und in einer Typologie "Inklusiver Sprachbildung" abbilden lassen. Theoretisch basiert das Vorhaben dabei auf dem bourdieu'schen Habituskonzept sowie der Dokumentarischen Methode der Interpretation (vgl. u.a. Nohl 2017, Bohnsack/Pfaff 2010, Przyborski 2004). Die Betrachtung habituell- handlungsleitender Orientierungen ist im Rahmen des Professionalisierungsdiskurses für eine Schule der Vielfalt von Bedeutung, da diese neben anderen Kompetenzbereichen (vgl. u.a. Rothland 2014, Baumert/Kunter 2006) einen bislang im Verhältnis wenig beachteten Kompetenzaspekt darstellen, der jedoch eine entscheidende Prädikatorfunktion für die spätere Berufspraxis und den produktiven Umgang mit sprachlicher Diversität zugesprochen werden kann.
Kevin Niehaus ist als ausgebildete Lehrkraft für die Lehrämter HRSGe und Sonderpädagogik aktuell an das Institut Deutsch als Zweit- und Fremdsprache (DaZ/DaF) der UDE abgeordnet. Vor seiner Abordnung arbeitete er an verschiedenen Haupt- und Förderschulen schwerpunktmäßig mit neu zugewanderten Schüler:innen. Der bereits im Studium gewählte Schwerpunkt DaZ und die theoretische sowie schulpraktische Auseinandersetzung mit migrationsgesellschaftlicher Mehrsprachigkeit ziehen sich auch im aktuellen interdisziplinär angelegten Promotionsprojekt fort. Neben dem Forschungsgebiet der Lehrkräfteprofessionalisierung im Bereich DaZ und zum institutionellen Umgang mit sprachlicher Diversität im Kontext von Mehrsprachigkeit und Inklusion, stellen auch Besonderheiten im Spracherwerb zwei- und mehrsprachiger Kinder ein zentrales Forschungsinteresse dar.
Portfoliogestützte Reflexionen zur Konstruktion von Geschlecht – Darstellung und Analyse einer Lehrveranstaltung im Lehramtsstudiengang Sachunterricht
'Geschlecht' spielt, u.a. als Kategorie sozialwissenschaftlichen Lernens und der sexuellen Bildung, eine bedeutende Rolle im Sachunterricht – nicht zuletzt im Hinblick auf die Identitätsbildung und die Persönlichkeitsstärkung als zentrale Elemente des sachunterrichtlichen Bildungsanspruchs (GDSU 2013) sowie auf die Bedeutung von Geschlechterdifferenzen als epochaltypisches Schlüsselproblem (Klafki 1996). Nichtsdestotrotz ist der Forschungsstand zu Genderperspektiven auf Sachunterricht und vice versa, abgesehen von einzelnen, aktuellen Forschungsansätzen (vgl. Coers 2020), weiterhin dürftig. An ein Verständnis von Geschlecht als soziale Konstruktion anschließend, stellt der vorliegende Posterbeitrag Struktur und Analyse eines sachunterrichtlichen Seminars zum Thema "Geschlecht, Identität und Sachunterricht" (SoSe 2022) vor. Dabei stehen insbesondere die geschlechterbezogenen Reflexionsprozesse der Studierenden im Vordergrund, welche mittels des methodischen Zugangs eines prozessorientierten E-Portfolios zur Förderung mündigkeitsorientierter Bildung (Dorsch 2018) erhoben und qualitativ-inhaltsanalytisch (Kuckartz 2018) ausgewertet werden. Ziel ist die Identifikation von Konzeptionen der Seminarteilnehmer*innen im Hinblick auf unterschiedliche Facetten des Lerngegenstands Geschlecht und seiner Reflexionen Im Kontext der grundschulischen Lehrer*innenausbildung. Hieran anschließende sollen Interessenslagen und Entwicklungsbedarfe identifiziert werden, welche in die Adaption des Seminars und die Entwicklung themenbezogener OER-Lernmodule für die sachunterrichtliche Lehramtsausbildung am Institut für Sachunterricht einfließen werden.
Dr. Jana Pokraka ist seit 2015 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Sachunterricht/Institut für Geographie beschäftigt. Im Rahmen ihrer 2021 abgeschlossenen Promotion beschäftigte sie sich mit der Verknüpfung von Theorien zur mündigen Raumaneignung von Schüler*innen im Grundschulalter und intersektionalen Perspektiven auf Ungleichheit, sowie der Bedeutung von Digitalisierung für eine machtkritische geographischer Bildung. Ihre Forschungsmethoden sind im Bereich der qualitativen Sozialforschung (insbesondere inhaltsanalytischer Verfahren und der dokumentarischen Methode) angesiedelt. In ihrer aktuellen Forschung untersucht sie Konstruktionen vielperspektivischer, sachunterrichtlicher sexueller Bildung (bpsw. Anhand der Themenschwerpunkte Geschlecht, Raum und Intersektionalität) und ihre Bedeutung für die fachdidaktische Lehrer*innen(-aus-)bildung.